Es war ein gewagter Plan, aber er hätte aufgehen können. Zwei Männer bauten einen Motordrachen, der sie auf die andere Seite des Eisernen Vorhangs tragen sollte. Sie verwandten viel Zeit auf eine gründliche Vorbereitung, der Drachen erhielt einen Motor aus dem Trabant, dem damals allgegenwärtigen Kleinwagen aus DDR-Produktion.

Josef Kutra aus Olomouc war damals neunundzwanzig, sein Freund Jiří Jedlička ein Jahr jünger. Die beiden hatten handwerkliches Geschick; Kutra arbeitete als Kraftfahrer, Jedlička war Autolackierer. Der Traum der beiden war es, sich in den USA niederzulassen. Doch die Grenze war für sie geschlossen.

Für ihre Flucht wählten sie die Nacht vom 27. auf den 28. August 1984, doch sie nahm ein tragisches Ende. Die näheren Umstände sind bis heute nicht vollständig geklärt. Sicher ist, dass der siebzigjährige Wächter der LPG in Bavory, Rudolf Pitr, auf die Überreste eines Drachens stieß und seine Entdeckung meldete. Dies war am 28. August 1984 um sieben Uhr früh. Außer dem Drachen hatte er auch verstreute Kleidungsstücke und Blutspuren gefunden.

Da offensichtlich war, dass die Bruchpiloten ein Krankenhaus aufgesucht haben mussten, leitete die Staatssicherheit entsprechende Ermittlungen ein. Der Drachen wurde zur einer genaueren Untersuchung nach Brünn mitgenommen.

Die beiden Männer waren unterdessen tatsächlich im Brünner Unfallkrankenhaus aufgenommen worden, Jedličkas Verwandte hatten sie dorthin gebracht. Kutra verstarb noch am selben Tag, nachdem die Ärzte drei Stunden um sein Leben gekämpft hatten. Sein Freund Jedlička wurde ein halbes Jahr gesundgepflegt, bevor er ins Gefängnis wanderte. Obgleich er vorgab, sein Freund und er seien Opfer eines Autounfalls gewesen, waren den Ermittlern bald alle Zusammenhänge klar.

Ungeklärt ist jedoch bis heute die Ursache das Unfalls. Die Männer starteten mitten in der Nacht, was schon an sich riskant war. Doch hatten sie den Drachen zuvor erprobt und wussten, dass er sich auch mit zweiköpfiger Besatzung in der Luft halten würde. Nach Angaben Jedličkas führte zu dem Unglück der Bruch des Propellers unmittelbar nach dem Start.

Jedlička wurde zwar später für seine Haftstrafe entschädigt, aber die misslungene blieb für ihn die größte Enttäuschung seines Lebens, zumal er dabei nicht nur seinen Freund verloren hatte, sondern auch bleibende gesundheitliche Folgen davontrugt. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs fuhr er nach Österreich, dorthin, wo sie ursprünglich mit dem Drachen landen wollten. Erstmals fiel sein Blick von der anderen Seite auf die Pollauer Berge, wo das Unglück geschehen war.


Fotobeilagen

Archiv der Sicherheitsdienste (ABS)
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Josef Kutra - Papiere des Verstorbenen
Josef Kutra - Papiere des Verstorbenen

Die Pollauer Berge
Die Pollauer BergeDie Pollauer Berge


Routenvorschlag

  1. Umgebung von Bavory