Es ist der 7. Juli 1988, drei Uhr in der Nacht. Von einem einsamen Fleck neben der slowakischen Autobahn in Richtung Malacky startet ein Motordrachen. Am Steuer sitzt der vierundzwanzigjährige Josef Hlavatý. Doch er ist nicht allen – auf den Rücken hat er sich seinen dreijährigen Sohn gebunden. Es ist der Start zu einem gefahrvollen Flug über den Eisernen Vorhang nach Österreich.

Es war ein Akt der Verzweiflung. Hlavatýs Frau hatten die kommunistischen Behörden mit einem Kind nach Jugoslawien gelassen, doch er und der kleine David mussten zu Hause bleiben. Er hatte keine Ausreisegenehmigung erhalten. Doch sie wollten gemeinsam ihre Heimat verlassen – und so verabredeten sie, dass der Vater mit dem Sohn den Luftweg nehmen solle, und sie würden sich alle in Österreich wiedersehen. Der Plan gang auf, aber nur mit sehr viel Glück.

Obwohl die Grenze ganz in der Nähe war und der Drachen in einem guten technischen Zustand, verlief die Flucht alles andere als glatt. Erst mussten sie lange darauf warten, bis der Wind nachließ, dann verlor Hlavatý über dem Eisernen Vorhang die Orientierung und hätte den Drachen um ein Haar wieder zurück in die Tschechoslowakei gesteuert.

Hlavatý hatte zuvor schon andere Fluchtmöglichkeiten erwogen. Auf den Drachen war die Wahl erst ganz zum Schluss gefallen. Sie hatten das Fluggerät zu Hause zusammengebastelt, einfach nur zum Spaß. Der Motor stammte von einem Trabant, als Benzintank fungierte ein weißer Wasserkanister... Aber er flog gut. Josef Hlavatý hatte ihn zusammen mit seinem Vater viele Male ausprobiert und wusste, dass er auch seinen Sohn tragen würde. Nur den Propeller wechselte er noch aus, da der ursprüngliche zu viel Lärm machte...

Diese Entscheidung wäre ihm beinahe zum Verhängnis geworden.


Fotobeilagen

Archiv von Herrn Hlavatý
Josef HlavatýJosef HlavatýJosef HlavatýJosef Hlavatý

Rogallo auf der Messe
Rogallo auf der Messe


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