Miloš Knorr, ein tapferer Offizier von der Westfront, entschloss sich nach dem kommunistischen Umsturz zur Flucht in den freien Westen. Paradoxerweise gelang ihm die Überquerung des Grenzflusses Thaya gerade dank der Hilfe des dortigen Kommandanten der Staatssicherheit.
Knorr hatte während des Krieges große Tapferkeit bewiesen. Zuerst kämpfte er in Frankreich, nach dessen Niederlage wirkte er in England. Bei der Landung in der Normandie war er bereits Offizier des Aufklärungstrupps der britischen 43. Infanteriedivision. Mit dieser Einheit gelangte er bis an den Rhein. Als Nachrichtenoffizier verfolgte er die Situation auf den Kampforten, verhörte Kriegsgefangene und beaufsichtigte die Repatriierung der Insassen der Konzentrationslager. Nach seiner Rückkehr unterrichtete er an der Militärhochschule in Prag.
Als er nach dem kommunistischen Umsturz zum Eintritt in die Partei gezwungen wurde, entschloss er sich zur Flucht. Er war zu diesem Zeitpunkt dreißig Jahre alt. Die Flucht bereitete er minutiös vor. Er besorgte sich österreichisches Geld und gefälschte Dokumente und traf Vorkehrungen für seine Fahrt durch die damalige sowjetische Besatzungszone Österreichs.
Am 1. Mai empfing ihn sein Bekannter von der Staatssicherheit in Znojmo mit seiner ganzen Familie, die sich im Wald vorgeblich dem Pilzesammeln widmete, während Knorr über die Thaya geführt wurde und schließlich glücklich nach Wien gelangte.
Danach war er als Nachrichtenoffizier für General Moravec tätig und leitete nachrichtendienstliche Operationen in der damaligen Tschechoslowakei. Später ließ er sich in den USA nieder, wo er bei einer Versicherung arbeitete. Am 4. Juli 2008 starb er in New York.
Fotobeilagen
Foto Knorrs in den USA aus der Zeit nach dem Fall des Eisernen Vorhangs
Routenvorschlag
- Znojmo – Stadt
- Entlang der Thaya und über den Fluss zur österreichischen Grenze im Nationalpark Thayatal