Uherčice in Südmähren – die Umgebung dieses kleinen Ortes hatte Jiří Runkas für den Start seines Ballons ausgewählt. Eines Heißluftballons, der ihn über den Eisernen Vorhang tragen sollte. Doch bevor er noch starten konnte, wurde er von der Geheimpolizei festgenommen.

Jiří Runkas war gelernter Automechaniker, später widmete er sich dem Bau von Schiffsmodellen und nahm sogar an internatonalen Wettbewerben teil. Nachdem er zu der Überzeugung gelangt war, nicht mehr länger in der kommunistischen Tschechoslowakei leben zu können, aber auch keine Ausreisegenehmigung in den Westen bekam, baute er zusammen mit seiner Ehefrau einen Ballon.

Doch dieser sollte sich nur ein einziges Mal zu seiner vollen Größe aufblähen – zu Beginn des Jahres 1987 unweit von Uherčice, im menschenleeren und von nirgendwo einsehbaren Bachtal der Želetavka. Dies sollte nur ein Test sein, für den tatsächlichen Flug in die Freiheit hatte Runkas, der in Moravské Budějovice wohnte, erst den Herbst desselben Jahres eingeplant. Auf eine anonyme Anzeige hin verhaftete ihn jedoch die Geheimpolizei, die bei einer Durchsuchung seines Wochenendhauses auch die einzelnen Teile des Ballons fand. Runkas wurde verurteilt, kam jedoch mit einer Bewährungsstrafe davon. Die Polizei beschlagnahmte allerdings seinen Ballon ebenso wie seine Geldmittel in ausländischen Währungen, die er sich schon vor der Reise bereitgelegt hatte.

Als er mit seiner Frau heimlich an dem Ballon bastelte, hatte Runkas bereits mehrfach vergeblich versucht, auf legalem Wege in den Westen zu gelangen. Elf Jahre lang hatte er auf eine sogenannte Devisenzusage gewartet, also eine Genehmigung, von der Staatsbank das für eine Auslandsreise benötigte Geld zu erhalten. Dann wollte er eine Pauschalreise in die Schweiz buchen. Er gab viel Geld dafür aus, doch fehlte ihm am Ende ein anderes unverzichtbares Dokument: die Ausreisegenehmigung.

Die Idee zum Bau eines Ballons war ursprünglich nicht seine eigene gewesen. Bereits 1983 hatte der Radrennfahrer Robert Hutyra mit einem selbstgebauten Ballon die Grenze in den Westen überflogen – mit seiner ganzen Familie und seinem Rennrad. Über diese erfolgreiche Flucht wurde viel gesprochen und geschrieben. Durch ausländische Radiosender erfuhr auch Runkas davon.

Als er beschloss, sich einen Ballon zu nähen, musste er feststellen, dass alles der Geheimhaltung unterlag. Über die Herstellung von Ballonen gab es in der Tschechoslowakei offiziell keinerlei Literatur. In der Technischen Bibliothek in Brünn fand Runkas etwa Werke über Hubschrauber, doch nichts über Ballone. Alle einschlägigen Werke waren bewusst aus den Beständen entfernt worden.

So musste er denn alles selbst konstruieren und ausprobieren. Eine nicht gerade einfache Arbeit.


Fotobeilagen

Jiří Runkas
Jiří Runkas

Fotos aus dem Archiv von Herrn Runkas
Fotos aus dem Archiv von Herrn RunkasFotos aus dem Archiv von Herrn Runkas

Presse
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Touristische Karte von der Umgebung von Mähren, Znojmo
Touristische Karte von der Umgebung von Mähren, Znojmo


Routenvorschlag

  1. Umgebung von Uherčice
  2. Tal der Želetavka