Der Panzer aus Hrušky

Am 27. Mai 1970 näherte sich dem Eisernen Vorhang bei Břeclav ein höchst eigenwilliges Fahrzeug. Es hatte durchaus etwas von einem Mondmobil, doch am ehesten erinnerte es wohl an einen kleinen Panzer. Darin saß Vladimír Beneš aus Hrušky zusammen mit seiner Frau und seinen vier Kindern. Er konnte nicht ahnen, dass sein Fahrzeug unterwegs eine Panne haben würde und er es unter einer Brücke unweit von Břeclav würde abstellen müssen, ohne überhaupt in die Nähe der Grenze gelangt zu sein.

Vladimír Beneš hatte sich den Panzer als gelernter Schlosser selbst zusammengebaut. Als er den Entschluss zur Flucht in den Westen fasste, war er 33 Jahre alt. Er hatte feststellen müssen, dass es für ihn keine normale Möglichkeit gab, in den Westen zu gelangen. Dabei lebte dort sein Bruder, der seine Heimat kurz nach dem kommunistischen Umsturz verlassen hatte.

Der weitere Verlauf der Flucht sollte für Vladimír Beneš sehr dramatisch werden. Nachdem der Panzer nicht mehr fahrfähig war, musste er nach Hause zurückkehren. Ihm war klar, dass man durch die Entdeckung des Panzers auch ihm auf die Schliche kommen würde. So schwankte er denn zwischen zwei Möglichkeiten – sich selbst anzuzeigen oder schleunigst zu fliehen. Er entschied sich für die Flucht, wobei ihm die Familie später auf irgendeine Weise nachfolgen sollte. Dies sollte am Ende schwieriger werden, als er damals annahm. Ihm gelang es zwar, bei Valtice den Eisernen Vorhang zu überwinden, und er baute sich eine neue Existenz im amerikanischen Seattle auf. Doch seine Familie erhielt erst nach sieben bangen Jahren die Erlaubnis, ihm in den Westen zu folgen.